Im Regionalexpress von Frankfurt nach Berlin gibt es eine
flotte Durchsage des Zugbegleiters: Sehr verehrte Fahrgäste, wie haben wieder
einmal am Baustellenrad gedreht und heraus gekommen ist ein Schienersatzverkehr
ab Erkner. Wenn das nicht Alltagshumor ist….
Die Zugverbindung von Lutherstadt Wittenberg nach Hannover
hatte ich schon im März herausgesucht, das Sparticket gekauft. Nun fuhr der
Regionalexpress nicht nach Halle durch, wo der IC nach Hannover starten sollte.
Umsteigen in Bitterfeld. Ich entscheide, eine frühere Verbindung zu nehmen, um
den Zug nach Hannover nicht zu verpassen. In Halle sind dann 2 Stunden
Aufenthalt geplant. Der Regio hat 10 Minuten Verspätung. Freundliche Begründung der Zugbegleiterin:
Verspätung aus einer früheren Fahrt wegen hoher Streckenauslastung. Ich wusste
gar nicht, dass das Schienennetz nicht zur Auslastung gedacht war.
Der Bahnhof Halle (Saale) strahlt in erlesener Häßlichkeit. Einen geradlinigen
Glasvorbau hat man vor das schöne alte Bahnhofsgebäude gesetzt, um Platz für
Geschäfte zu gewinnen. Als ich auf dem Bahnsteig stehe mit meinem großen
Koffer, werde ich von zwei Helfern der Bahnhofsmission angesprochen, die hier
nach Hilfesuchenden Ausschau halten. Sie bieten mir an, den Koffer in den Zug
zu tragen. Das Angebot nehme ich mit etwas Verwunderung gerne an. Wir kommen
ins Gespräch, über den Bahnhof, über unbelehrbare Reisende und Bahnbeamte, die
es den freundlichen Helfern verbieten wollen, Fragen von gestrandeten Reisenden
zu beantworten. Ich kriege den Koffer in den Zug bugsiert und lasse mich auf
den Sitz fallen. Jetzt erst einmal 2 Stunden sitzen, an Bildern und Texten für
den Blog arbeiten. Hochladen? Es gibt kein WLAN im Zug. Dafür Verspätung. Wegen
„ungeplanter Geschwindigkeitsbegrenzungen“ auf der Strecke. Soso.
Ich finde,
Zugbegleiter ist ein Job mit vielen Herausforderung. Freundlichkeit und Kreativität
sind stark gefragt.
Ich kann die Verspätung mit Gelassenheit nehmen. Auf mich wartet in Hannover
nur ein reserviertes Hotelzimmer.
Hat schon einmal jemand einen Waggon bestiegen, in dem eine
aufgeregte Schulklasse unterwegs war? Der Geräuschpegel ist bei aller
Kinderliebe nur mühsam zu ertragen. Noch schlimmer, wenn der Altersdurchschnitt
der Schulklasse 60 Plus beträgt. Eine aufgekratzte Rentnergesellschaft auf
dem Weg zu einem gemeinsamen Urlaub. Altherrenwitze fliegen hin und her, die
Frauen packen die Brote aus, neben den Sitzen stehen freundliche Rentner und
unterhalten sich lautstark, nicht wahrnehmend, dass sie den Durchgang versperren.
Im Nebenabteil unterhält sich angeregt eine Gesellschaft älterer Damen, die an
die Ostsee wollen. Sie sprechen über die zickige Heidi, die immer alles nach
ihrem Willen haben will und nie zufrieden ist. Heidi wird so richtig durch den
morgendlichen Pappbecherkaffe gezogen und tut mir jetzt schon leid.
Auf dem Bahnhof Uelzen die Lautsprecherdurchsage, dass der
Zug sich um etwa 70 Minuten verspätet. Grund ist ein Notarzteinsatz im Gleis. Das
sind die Ansagen, die mich schaudern lassen.
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